Tags
Language
Tags
April 2024
Su Mo Tu We Th Fr Sa
31 1 2 3 4 5 6
7 8 9 10 11 12 13
14 15 16 17 18 19 20
21 22 23 24 25 26 27
28 29 30 1 2 3 4

Vergangenheit, die nicht vergeht

Posted By: lengen
Vergangenheit, die nicht vergeht

Vergangenheit, die nicht vergeht by
German | 2010 | ISBN: 3706548534 | 272 Pages | PDF | 2 MB

Die Wendung von der „Vergangenheit, die nicht vergeht“ hat der französische Historiker Henry Rousso mit Blick auf die Rolle des Vichy-Regimes im Gedächtnis Frankreichs geprägt (un passé qui ne passe pas). Das Wortspiel antizipiert die zentrale Forschungsperspektive, die sich der/die HistorikerIn zu eigen macht, wenn er/sie Vergangenheit als eine Geschichte ihrer Repräsentationen betrachtet. Es macht auf die Unabgeschlossenheit und damit auf die Präsenz der Vergangenheit aufmerksam, womit mehr gemeint ist, als dass Vergangenheit nicht strikt von der Gegenwart zu trennen ist, wie Ereignisse nicht isoliert voneinander zu betrachten sind. Aus der Warte der kulturwissenschaftlichen Gedächtnisforschung ist, ohne über Gebühr konstruktivistischen Theorieansätzen nachzueifern, auf den rekonstruktiven Charakter jeglicher Präsentation von Vergangenheit angespielt. Wenn Vergangenheit nicht im Dunkel der Archive oder jenseits der menschlichen Wahrnehmung vergeht, dann deshalb, weil sie – aus welchen Gründen auch immer – mit der Gegenwart in Beziehung gesetzt wird. Etwas technischer könnte man sagen, Vergangenheit vergeht nicht, wenn Individuen, soziale Gruppen, Öffentlichkeiten etc. sie „gegenwarten“. Vor allem mit Blick auf politische Betrachtungen der Vergangenheit stellen wir mitunter fest, dass sie einer Wartung der Vergangenheit nach den Bedürfnissen der jeweiligen Gegenwart gleichen. In ihr werden einzelne Elemente entweder aufpoliert, umfunktioniert oder gar aus dem Gesamtkonstrukt entfernt. Weil die Kommunikation von Vergangenheit ganz generell immer in Form einer Erzählung im weitesten Sinn des Wortes geschieht (von der wissenschaftlichen Abhandlung über den mündlichen Bericht hin zur filmischen Erzählung), liefert sie dem/der wissenschaftlichen BetrachterIn immer etwas von der jeweiligen Gegenwart mit. Die politischen, sozialen, medialen und kulturellen Rahmenbedingungen der Repräsentation von Vergangenheit sind Gegenstand dieser Studie.