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Amery, Carl - An den Feuern der Leyermark

Posted By: TimMa
Amery, Carl - An den Feuern der Leyermark

Amery, Carl - An den Feuern der Leyermark
Publisher: Heyne | 1981 | ISBN-10: 3453307380 | ISBN-13: 978 3453307384 | German | PDF | 350 pages | 1.78 Mb

Durch eine Intrige eines bayerischen Beamten gegen seinen Vorgesetzten wird ein aus dem amerikanischen Bürgerkrieg übrig gebliebenes Waffenarsenal von rd. 600 neuartigen Schnellfeuerwaffen an Bayern (Leyermark) geliefert. Ergänzend muss man wissen, dass im amerikanischen Militär der Begriff "Rifles" nicht nur die Waffen sondern auch dazu gehörenden Soldaten bezeichnet. Nun und diese "Wunderwaffen" kommen im preussisch-österreichsichen Krieg von 1866 (Bayern stand auf Habsburger Seite) zum Einsatz. So kommt es dazu, dass kein Deutsches Kaisersreich 1870/71 entsteht, der Demokratiegedanke der Amerikaner um sich greift (es entsteht eine "DRR" -)) und selbst Frankreich nicht zu Erbfeind wird.
Etwas problematisch ist das Lesen der "leyermarkischen" Mundart aber das macht das Ganze auch etwas lustiger (auch nur teilweise in Mundart, bei wörtlichen Zitaten). Es werden keine Schlachtengemetzel beschrieben, wohl aber der poltische Hintergrund für viele Verstrickungen der "kleindeutschen Lösung" und 1870/71 und deren Auswrikungen auf ein mögliches alternatives 20. Jhd. ohne die Weltkriege.

Wer sich dieses Buch besorgt, sollte am Inhalt wirklich sehr interessiert sein, denn die Lektüre wird einem nicht gerade leicht gemacht. Erstens ist der Roman fragmentarisch angelegt. Dabei hat zweitens jeder Teil (sprich jedes Fragment) eine jeweils ganz eigene Perspektive auf das Gesamtgeschehen, wobei der Leser niemals mehr erfährt als die gerade auftretenden Personen. Und drittens macht es nicht zuletzt die mundartliche Einfärbung nicht gerade leicht, den Inhalt zu verstehen. Man muss das Buch wohl mindestens zwei Mal lesen, um den Inhalt wirklich zu erfassen.
Insgesamt fühlt man sich stark an die Lektüre von Shakespeare im Original erinnert. Nur dass dieser ein ausgesprochen guter Menschenkenner war. Das Format eines Weltliteraten wie Shakespeare hat Amery allerdings nicht gerade. Da überlegt man sich nach ca. 100 Seiten schon, ob sich das Weiterlesen lohnt. Der Verfasser dieser Zeilen hat sich schließlich damit begnügt, die Zeittafel am Ende des Buches zu studieren und ansonsten seine knappe Freizeit entweder mit vergnüglicheren oder mit anspruchsvolleren Texten zu verbringen.