8,8 cm FLAK im Einsatz.Erster und Zweiter Weltkrieg (Waffen-Arsenal 147) By Werner Müller
Publisher: Podzun-Pallas 1994 | 52 Pages | ISBN: 3790904953 | PDF | 36 MB
Publisher: Podzun-Pallas 1994 | 52 Pages | ISBN: 3790904953 | PDF | 36 MB
Sehr bald nach Beginn des 1. Weltkrieges wurde an der Front der Ruf nach wirkungsvolleren Abwehrkanonen gegen die feindlichen Infanterie- und Schlachtflieger laut. Die zum Teil für heutige Begriffe abenteuerlich anmutenden Umbauten von Geschützen der Feldartillerie zur Flugabwehr erwiesen sich als unzureichend. So hatte der erste Inspekteur für die Flugabwehr klare Vorstellungen von den zur Luftabwehr geeigneten Geschützen. Die neue Waffe sollte ein größeres Kaliber haben als die bisherigen 7,5cm oder 7,62cm Geschütze, sie sollte ferner eine größere Reichweite, eine kürzere Geschoßflugzeit (also eine größere Vo) und verbesserte Richtmittel besitzen. So kamen 1916 von den Firmen Krupp und Rheinmetall eine 8cm und eine 8,8 cm Kraftwagenflak an die Front, die wohl als die Vorläufer der später fast legendär gewordenen 8,8cm Flak gelten können. Am 8. Oktober 1916 wurden in der Dienststelle des Kommandierenden Generals der Luftstreitkräfte die gesamten Luftkampf- und Luftabwehrmittel vereinigt. Damit war die Trennung der Flakartillerie von der übrigen Feldartillerie vollzogen. Diese Entwicklung war folgerichtig, da die Bekämpfung von einem sich schnell im dreidimensionalen Raum bewegenden Zieles ein ganz anders geartetes Schießverfahren, eine andere Taktik, sowie besondere Geschütz und Richtgeräte erforderten, als diese die Feldartillerie besaß. Bei dem immer stärkeren Einsatz feindlicher Infanterie- und Schlachtflieger an den Fronten mußten Teile der Flak dicht an die vordere Linie vorgeschoben werden, um möglichst weit über das Vorgelände reichen zu können. Ihr starkes Mündungsfeuer jedoch verriet ihre Stellung schnell an feindliche Beobachtungsflieger oder Fesselballone, die dann schweres Artilleriefeuer auf sie lenkten. Dem war nur durch einen raschen Stellungswechsel zu entgehen. Der konnte am schnellsten mit geländegängiger Kraftwagenflak durchgeführt werden, die aber durch die Belastung der Rüstungsindustrie nur in geringer Stückzahl zur Front kamen. So lieferte Krupp von dem 8cm „Schweren Kraftwagengeschütz" von April 1917 bis April 1918 78 Geräte aus. Da das Geschütz aber ballistisch nicht völlig befriedigte, wurde seine Produktion noch vor Kriegsende eingestellt. Das sich besser bewährende 8,8cm „Schwere Kraftwagengeschütz", in der Hauptsache von Krupp gefertigt, wurde zum Hauptgeschütz der Flakwaffe und war bei Kriegsende in 160 Exemplaren vorhanden. Bei der 8cm, 8,8cm und 10,5cm schweren Kraftwagenflak war eine Aufstellung der Geschütze auf dem Motorwagen wegen des hohen Gewichtes nicht mehr möglich. Sie standen nun auf einem zweiachsigen Plattformwagen und wurden von Kraftzugmaschinen gezogen, deren Durchschnittsgeschwindigkeit mit angehängter Last auf Straßen etwa 25 km/h betrug. Die drei Geschütztypen unterschieden sich in ihrem Aufbau im allgemeinen lediglich durch ihre Abmessungen.