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Das Geld, die Arbeit, die Angst, das Glück

Posted By: roxul
Das Geld, die Arbeit, die Angst, das Glück

Urs Widmer, "Das Geld, die Arbeit, die Angst, das Glück"
German | 2014 | ASIN: B00KS4MTF2 | ISBN-10: 3257233949 | 272 pages | EPUB | 2 MB

Glücklich, wer zur rechten Zeit die richtige Zeitschrift abonniert hat: der darf sich regelmäßig auf einen kleinen Ausflug ins Widmer'sche Universum begeben, in die luftigen Höhen und düsteren Tiefen abenteuerlicher Gedankenreisen, eingezwängt ins Zeilenschema einer Kolumne. Für alle anderen gibt es zum Glück hin und wieder (wenn gerade kein Roman oder Theaterstück ansteht) einen Sammelband wie diesen. Passgenau geschnitze Kurzausführungen zu verschiedensten Themen: das Wetter (dazu hat bekanntlich jeder immer was zu sagen), Politik, das Alter(n) und eben über das Geld, die Arbeit, das Glück.

Mitten aus dem Leben gegriffen ist das (aus dem Leben, wie es aus der Sicht von Urs Widmer aussieht), und unbesehen will man glauben, dass Widmer tatsächlich immer und überall dabei war: in überfüllten Kinos, ausverkauften Popkonzerten, bei der Stadtflucht (der Menschen) und der Landflucht (der Tiere), beim Blick in die menschliche Psyche ("Freud-Bashing"), bei der Entstehung des guten Rufs der Schweizer im Ausland ("Niemand konnte so gut Kuchen backen und Kühe melken wie wir"), und natürlich auch bei der gesamten Historie der Stadt Zürich, angefangen beim Urknall bis zur Apokalypse und dem endgültigen Ladenschluss des Café Odeon am 6. März des Jahres 10.986.053.

Widmer holt aus dieser Form, was daraus nur zu holen ist, und ist längst schon darüber hinaus, die Form selbst zum Thema zu machen (obwohl auch die "Real-time-Kolumne" sich äußerst amüsant liest, die offensichtlich noch schnell vor dem Sommerurlaub entstanden ist). 29 Kolumen aus dem Züricher Tages-Anzeiger sind hier gesammelt, erstmals erschienen zwischen Januar 2001 und April 2002. Und weil diese Monate nicht einmal in der Schweiz (geschweige denn im Rest der Welt) nur voller Sonnenschein waren, taucht zwischen dem absurden Witz und der Komik mehr vom ungeschönten Ernst des Lebens auf als in anderen Büchern Widmers.

Weil noch Platz war? Weil es mal wieder gesagt sein musste? Warum auch immer – am Ende gibt es noch einige Beiträge, die eher literaturwissenschaftlich zu nennen sind und in denen Widmer sich einmal mehr vor seinen Helden der Literatur verbeugt: Nabokov, Joseph Conrad, Gottfried Keller . Vielleicht auch waren die kurzweiligen Kolumen nur ein geschickter Trick, den Leser bis hierhin zu locken? –Heike Reher
Kurzbeschreibung
Kolumnen – kurze Texte, die mit unserem Commonsense sprechen – und Essays, die uns etwas mehr Raum und Zeit geben, um über ihren Gegenstand nachzudenken, von großer Vielfalt und Intensität.